Religiöses Fest mit großer Bedeutung

Das griechisch-orthodoxe Osterfest beginnt mit der Fastenzeit einen Monat vor der Karwoche. Viele griechische Familien halten auch heute noch die Fastenzeit ein. Die Passionsgottesdienste bestimmen in der Karwoche das Familienleben.

Karfreitag: Einer der Höhepunkte in den Osterlithurgien ist die Karfreitagsmesse. Am Ende der Lithurgie wird mit großer Andacht ein mit Blumen geschmücktes Denkmal, der Epitaph, aus der Kirche getragen. Die Gläubigen zünden ihre Kerzen am Epitaph an und unter alten Kirchengesängen zieht sich eine Prozession durch den ganzen Ort. Damit die Orchester es schaffen, die Umzüge aller Kirchen zu begleiten, beginnen diese in Korfu-Stadt schon um 14 Uhr mittags.

Ostersamstag: Um 9 Uhr morgens findet die Prozession des Heiligen Spiridon zur Erinnerung an die Errettung der Insel vor einer Hungersnot im Jahre 1550 statt. Einem alten Brauch aus der Venezianerzeit folgend wird hier der Epitaph der St. Spiridon-Kirche mitgeführt. Die Musikvereine spielen „Calde Lacrime“ von Michelli, „Hamlet“ von Faccio und den Trauermarsch aus Beethovens „Eroica“.

Um 11 Uhr morgens ist die erste Auferstehung und es fallen die Krüge. Dieser lautstarke Brauch hat in der Stadt begonnen und sich auf der ganzen Insel verbreitet. Auch er geht auf eine venezianische Tradition zurück, bei der man an Neujahr alte Gegenstände aus dem Fenster warf, auf dass das beginnende Jahr Neues bringe. Heute werfen die Korfioten mit Wasser gefüllte Tonkrüge aus den Fenstern, damit sie beim Aufprall einen lauten Knall erzeugen.

In der Pinia, dem alten Marktviertel von Korfu-Stadt, gibt es den Brauch des Tauchens in der Bütte. Eine Wanne wird mit Myrthen und Bändern geschmückt und die Passanten werden aufgefordert, Münzen und Glücksbringer ins Wasser zu werfen. Ein Freiwilliger taucht mit dem ersten Glockenschlag zur Auferstehung in die Bütte und fischt die Münzen heraus.

Auf dem Land wird nach der ersten Auferstehung das Osterlamm geschlachtet. Zum Segen des Hauses zeichnet man mit dessen Blut ein Kreuz auf den Türsturz über dem Eingang.

Wie in ganz Griechenland findet am Abend des Ostersamstages auf Korfu die Auferstehungszeremonie auf einer eigens errichteten Tribüne vor der Kirche statt. In einigen Dörfern ist es dabei Brauch, die Kirchentüren zu verschließen.

In Korfu-Stadt zelebriert der Bischof die Auferstehungszeremonie im Beisein Tausender von Menschen. Die Auferstehung selbst wird mit einem Feuerwerk und Tschinellengerassel eingeläutet. Die Musikkapellen durchschreiten die Stadt mit fröhlichen Rhythmen, gefolgt von dem singenden Volk. Das Fest geht bis in den frühen Morgen, mit „Majiritsa“ (Innereiensuppe), Ostereiern, Hefezöpfen, „Kolombines“ (venezianischem Ostergebäck in Taubenform) und viel Wein. Es ist Ende der Fastenzeit und man heißt Christi Auferstehung willkommen.

Am Ostersonntag um 7 Uhr ziehen die Kirchengemeinden, die eine Ikone der Auferstehung besitzen, durch die Hauptstraßen. Die Umzüge enden gegen 10 Uhr. Im Gegensatz zum übrigen Griechenland wurde das Lamm am Spieß zum Ostersonntag auf Korfu erst seit Kurzem eingeführt und gehört nicht zur ursprünglichen Tradition.

Nach altem Brauch gibt es am Ostersonntag zum Mittagessen „Avgolemono-Suppe“ (Eier-Reissuppe), dazu zwei bis drei Fleischgerichte; das Lamm verwahrt man für den nächsten Tag. Die Ostereier klopft man sich gegenseitig auf und klebt die Schalen an die Türen oder verstreut sie im Garten, um so die Ernte zu segnen.

Auf Korfu nennt man die Woche nach Ostern „Neue Woche“ und dementsprechend die Tage „Neuer Montag“, „Neuer Dienstag“ usw. Dies unterstreicht die große religiöse Bedeutung dieser mit Andachten und Prozessionen begangenen Tage.