Wissenswertes über die islamische Religion

Der Begriff Islam

Praktisch alle Tunesier sind Anhänger des Islam. Islam im Wortsinn bedeutet Hingabe, Annahme, Übergabe, Unterwerfung. Ein Muslim zu sein bedeutet die Überantwortung der eigenen Person an den Willen des unbeschränkten göttlichen Herrschers.

Da der Wille Gottes in Gesetzen festgelegt ist, ist der Islam eine Gesetzesreligion. Diese Gesetze richten den Menschen nicht nur auf das Jenseits aus, sondern sie gestalten das ganze Diesseits. Da Gott der Herrscher über alles ist, kennt der Islam auch keine Trennung von geistlich (Religion) und weltlich. Konsequente Folge ist, dass der Islam in vielen Staaten Staatsreligion ist.

Eine Erlösung wie im christlichen Sinne kommt im Islam nicht vor. Auch ist eine Abkehr von der Welt nicht im Sinne des Islam: Das Ideal ist nicht der Mönch, sondern der Verheiratete.

Die Geschichte des Islam

Der Islam ist eine streng monotheistische Religion (es gibt keinen anderen Gott als Allah) und die jüngste der großen Weltreligionen. Er entstand im 7. Jh., als Mohammed (geboren um 570) einem Kaufmann aus Mekka, etwa in seinem 40. Lebensjahr göttliche Offenbarungen übermittelt wurden, die er nach anfänglichem Zögern den Menschen verkündete.

Mohammeds neue Lehre fand schnell viele Anhänger. Unter ihnen waren seine Frau Hadidscha und sein Vetter Ali. Da Mohammed aber auch auf heftigen Widerstand stieß, entschloss er sich 622, nach Medina (Yatrib) auszuwandern. Der Zeitpunkt der Emigration (Hidschra) stellt den Beginn der islamischen Zeitrechnung dar. Die neue Religion eroberte in relativ kurzer Zeit, auch nach seinem Tod im Jahr 632, riesige Gebiete der Arabischen Halbinsel und war im 8. Jh. über Nordafrika bis nach Spanien und Frankreich vorgedrungen.

Die Lehre Mohammeds wird als „Gottes gesprochenes Wort“ angesehen und ist in 114, der Länge nach geordneten Suren im Koran niedergeschrieben worden. Weitere islamwissenschaftliche Quellen sind der Hadith (= die überlieferten Worte und Taten Mohammeds) und die Sira, die Biografie des Propheten.

Nachfolger Mohammeds waren die sogenannten „vier rechtgeleiteten Khalifa“: Abu Bar, Omar, Utman und Ali. Letzterer wurde jedoch nie von allen anerkannt und 661 ermordet. Zuvor hatte sich auch Mi’awiya (Statthalter Syriens) nach der Schlacht von Siffin 657 zum Kalifen ausrufen lassen.

Es entstanden zwei unterschiedliche Glaubensrichtungen: die Sunniten (90%) und die Schiiten (10%). Die Schiiten sind der Auffassung, dass nur ein Blutsverwandter Mohammeds die Führerrolle übernehmen kann, und nicht, wie bei den Sunniten, ein von der Gemeinde Gewählter.

Das wichtigste Gebot ist die Einhaltung der als fünf Säulen bezeichneten Grundregeln.

Die fünf Grundpfeiler des Islam

1. Das Glaubensbekenntnis Shahada
Ich bezeuge: „Es gibt keinen Gott außer dem Gott. Mohammed ist der Gesandte Gottes.“ Die Schiiten fügen oft hinzu: „Ali ist der Freund Gottes.“

2. Das Gebet Salat
Fünfmal täglich: bei Sonnenaufgang, zur Mittagszeit, am späten Nachmittag, bei Sonnenuntergang und nach dem Sonnenuntergang.

3. Die Abgabe, die Armen-Steuer Zakat
Der Zakat sollte von jedem vollährigen, geistig gesunden Moslem persönlich an einen Bedürftigen gegeben werden.

4. Im Monat Ramadan das Fasten Saum

5. Pilgerreise Haddsch zur Kaaba in Mekka
Jeder Moslem sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern.