Wissenswertes über den Johannisbrotbaum

Der Johannisbrotbaum war über Jahrhunderte lang, neben dem Olivenbaum, einer der bedeutendsten und wichtigsten Nutzbäume der Insel und Johannisbrot der wichtigste Exportartikel. Der inselweite, küstennahe Anbau ist jedoch fast zum Erliegen gekommen. Heutzutage wird er nur noch im Süden, im Dorf Anogyra, betrieben, wo er auch noch von wirtschaftlicher Bedeutung ist. Im Norden hingegen sind alle Betriebe mit der Zeit verfallen.

Johannisbrotbäume, die ursprünglich von der Arabischen Halbinsel stammen sollen, wurden bereits in der Antike, im 2. Jahrtausend v.Chr., im östlichen Mittelmeerraum kultiviert. Diese sehr anspruchslosen Bäume, die bis zu 17 m hoch werden können, wachsen in erster Linie in Küstennähe. Sie sind sehr widerstandsfähig. Als Standort bevorzugen sie kalkhaltige Böden und überstehen sehr hohe Temperaturen sowie Trockenzeiten ohne Bewässerung. Zur Regulierung ihres eigenen Wasserhaushaltes werfen sie alte, lederartige Blätter ab. Dennoch ist und bleibt der Johannisbrotbaum ein immergrüner Baum! Das einzige, was er nicht verträgt ist Frost. Deswegen findet man ihn nicht in Gebieten über 500 m.

Trotz seines sehr langsamen Wachstums, wächst der Baum zu einem langlebigen Fruchtbaum heran, der 80-100 Jahre lang Schoten produziert. Eine Ernte ist das erste Mal 7-8 Jahre nach der Anpflanzung möglich und kann bis zu 200 kg, manchmal sogar bis zu 250 kg, an Schoten einbringen!

Die Ernte erfolgt jedes Jahr im August. Innerhalb von 3 Wochen müssen die Früchte eingebracht sein. Der gesamte Ernteprozess erfolgt in mühevoller und arbeitsintensiver Handarbeit.

Auf Zypern sind drei Sorten des „schwarzen Goldes“ heimisch: Tylliria, Koundourka sowie Koumbota, die sich alle in der Länge der Schoten, die bis 20 cm lang werden können, im Zuckergehalt, der ca. 50% beträgt, sowie dem Gewichtsanteil der Kerne am Gesamtgewicht, unterscheiden.

Bereits in der Antike waren die Kerne der Frucht, aufgrund ihres immer exakt gleichen Gewichts von 0,205 g von großer Bedeutung: Seit 1.500 Jahren werden sie als kleinste Gewichtseinheit verwendet. Von den Arabern wurden die Kirat zum Abwiegen von Edelsteinen benutzt. Die griechische Bezeichnung dafür lautet „kerátion“, von der sich das heutige Wort Karat ableitete.

Auch heute noch sind die Kerne wirtschaftlich gesehen, im Vergleich zur Frucht, von größerer Bedeutung. Dank der zunehmend bewussten und ökologischen Ernährung hielt die verarbeitete Frucht bzw. deren zähflüssiges, süßes Fruchtfleisch, als Nischenprodukt wieder Einzug in die Läden.

Bekannter ist das aus der Frucht gewonnene Johannisbrotkernmehl, welches aus dem gerösteten und gemahlenen Fruchtmark der Schote hergestellt wird. In dieser Form dient es der Nahrungsmittelindustrie als Zusatz- und Ersatzstoff, als Stabilisator und Verdickungsmittel, z.B. in Suppen, Saucen, Milchprodukten und Dressings sowie als Binde- sowie Geliermittel, u.a. in Puddings und Gelees. Bedingt durch den niedrigen Kaloriengehalt wird es zunehmend und bevorzugt in der Produktion diätischer Nahrungsmittel und als Quellstoff in der Backwarenindustrie eingesetzt. Selbst die Tierfutterindustrie profitiert von den stabilisierenden Eigenschaften. Das „schwarze Gold“, der Karob-Sirup, oder griech. Mavros Chrysos, ist mit seinem hohen Zuckergehalt von 50% eine prima Alternative zum Zucker in Kuchen und Süßspeisen. In Nordzypern heißt diese Spezialität Pekmez, ein schwarzer, sirupähnlicher, dickflüssiger und mineralienreicher Extrakt, den man z.B. unter Joghurt und Tomatensoße mischt.

Erfrischend ist es als Getränk: Kharoub. Dieses wird heutzutage besonders in Ägypten und der Türkei von Straßenverkäufern angeboten. Früher wurde aus der Frucht sogar Branntwein destilliert. Man konservierte damit Früchte, bereitete aus den gerösteten und gemahlenen Kernen Kaffee und sogar Kakao zu.

Der Baum selbst ist ein beliebter und begehrter Zierbaum sowie Schattenspender. Den Obstbauern dient er, aufgrund seiner dichten und tief reichenden Wurzeln als Schutz der Plantagen vor Sturm. Aus seinem harten und dichten Holz wird traditionell langsam brennende Holzkohle hergestellt.