Christlich-orthodoxe Glaubensgemeinschaften und der Islam

Auf Zypern herrscht in Bezug auf Kirche und Religion eine Art Zweiteilung: den Süden „beherrscht“ die zyperisch-orthodoxe Kirche, die sich in Bezug auf die Glaubenslehre kaum von anderen Ostkirchen unterscheidet. Im Norden der Insel ist der Islam vorherrschend.

Die wichtigste Figur der zyprisch-orthodoxen Kirche war Erzbischof Makarios III. Dieser machte Zypern, neben dem Vatikan, zum einzigen Staat, der von einem Kirchenfürst regiert wurde. Er schaffte es, die Kirche zwischen 1950 und 1977 in Zypern zu festigen. Außerdem führte Makarios III Zypern in die Unabhängigkeit und wurde im selben Jahr, 1959, als Oberhaupt der Kirche zum Präsidenten der neu gegründeten Republik Zypern gewählt.

Während seiner Amtszeit war er nicht nur politisch, sondern auch ökumenisch engagiert. Auf seine Initiative hin kam es 1973 zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Ein Meilenstein war das 1950 von ihm initiierte Referendum zum Anschluss Zyperns an den Inselstaat Griechenland. Zudem setzte er sich für seine Glaubensbrüder im Norden der Insel ein, indem er ein Memorandum zur Verfassungsreform erlies, welches die weitgehenden Rechte der türkischen Volksgruppe bescheiden sollte. Diese Reform endete allerdings in einem Bürgerkrieg. Er entging nur knapp vier Attentaten, so dass er sich Ende der 60er Jahre vom Gedanken der Vereinigung zunächst abwandte, sich aber in den Folgejahren immer wieder und weiter um ein Einlenken der türkischen Seite bemühte.

Die zypriotische Kirche gilt als eine der sieben Konzilien: eine rechtlich selbständige, unabhängige und autonome, aber in voller Kirchengemeinschaft stehende Kirche, mit einer gemeinsam definierten Theologie sowie Liturgie, d.h. allen christlichen Ritualen, die der Verehrung Gottes dienen (Gebet, Lesung, Gesang, Bewegung, Gewänder etc.). An oberster Stelle steht ein Organ bzw. Gremium, der so genannte Heilige Synod. Die zyprisch-orthodoxe Kirche zählt heute etwa 600 000 Gläubige.

Die Kirche gliedert sich in ein Erzbistum, fünf Metropolien (ein Verbund von Bistümern innerhalb einer Provinz) und 11 Klöstern. Ihr Hauptsitz befindet sich in Nikosia.

Als die arabische Besetzung es Mitte des 7. Jh. den Christen unmöglich machte, ihre Glauben frei auszuüben, wurde die Stadt Neo Justiniana gegründet und wurde zum Zufluchtsort der orthodoxen Kirchen. Im 10. Jh. wurde Zypern vom Oströmischen Kaiser Nikephoros zurückerobert, welcher die Kirche wieder offiziell aufleben ließ. Mehrere Jahrhunderte dauerte diese Herrschaft. Die Kirche wurde unter lateinische Verwaltung gestellt, bis sie 1571 mit der osmanischen Herrschaft aufgehoben wurde und den orthodoxen Christen für 300 Jahre die Ausübung ihres Glaubens verbot. Erst 1878 wurde die freie Ausübung ihres Glaubens auf ganz Zypern ermöglicht.

Dies änderte sich mit der Besetzung des nördlichen Teils der Insel durch die Türken 1974, die im Zuge ihrer Invasion zahlreiche Kirchen und Klöster im Norden Zyperns zerstörten und den orthodoxen Glauben der Einheimischen unterdrückten. Bis heute gestaltet sich das kirchliche Leben in diesem Landesteil für die Bevölkerung nicht einfach.

Die zypriotische Kirche ist die Mehrheitskirche der Insel und unterhält traditionell enge Beziehungen zur Orthodoxen Kirche in Griechenland, so dass sie stark von der griechischen Sprache und Kultur geprägt ist.