Das Cyprus Turtle Conservation Project – Schutz der Schildkröten in der Lára-Bucht

Im Westen Zyperns, auf der Akámas-Halbinsel, liegt die Lára-Bucht. Ihr feinsandiger Strand ist von großer Bedeutung für die im Mittelmeerraum lebenden unechten Karettschildkröten (Caretta caretta) und die so genannte Suppenschildkröte (Chelonia Mydas). Beide sind vom Aussterben bedroht und deswegen auf Ihre Hilfe angewiesen.

Wissenschaftler und ehrenamtliche Mitarbeiter der Lára Turtle Station kümmern sich um den Schutz sowie die Be- und Überwachung wichtiger Strände, die die Schildkröten als Nistplätze aufsuchen. Außerdem beobachten, überwachen und kontrollieren die Mitarbeiter die Entwicklung der Schildkröten-Population und deren Nistaktivität.

Das Cyprus Turtle Conservation Project wurde 1978 gegründet und ist das erste seiner Art im Mittelmeerraum. Die hiesigen Mitarbeiter arbeiten eng mit den Vereinten Nationen zusammen und können erhebliche Erfolge verzeichnen.

Im Gegensatz zur unechten Karettschildkröte, die sich im gesamten östlichen Mittelmeerraum aufhält, legt die Suppenschildkröte ihre Eier in erster Linie auf Zypern ab. Es sind gerade mal fünf Strände entlang der Westküste Zyperns, die sie dafür aufsucht. Die Schildkröten nisten zwischen Ende Mai und Ende August. Pro Nest, welches sie 50 bis 80 cm tief in den Sand gräbt, legt die Suppenschildkröte ca. 120 Eier ab. Das Ausbrüten erfolgt mithilfe der Sonne und der daraus entstehenden Wärme. Diese ist zudem für das Geschlecht der Tiere entscheidend. Die Tiere schlüpfen nach 7 Wochen und begeben sich instinktiv direkt ins Wasser.

Die Suppenschildkröte ist deutlich gefährdeter als die Unechte Karettschildkröte. Zum Vergleich: Pro Jahr legen 5.000-6.000 weibliche Unechte Karettschildkröten ihre Nester an den Stränden im Mittelmeerraum ab. Bei der Suppenschildkröte sind es gerade einmal 500 weibliche Tiere, die für die Erhaltung der Art verantwortlich sind!

Schildkröten kehren in der Regel an die Strände zurück, an denen sie selbst geboren wurden. Die Suppenschildkröten sind erst nach 30 bis 35 Jahren geschlechtsreif. Ein hoch entwickelter Navigationssinn hilft ihnen, auch nach dieser langen Zeit ihren Heimatstrand wieder zu finden. Ähnlich wie ein Kompass erfasst ihr Sinn die irdischen Magnetlinien und hilft ihnen sich zu erinnern. Bedingt durch die touristische Entwicklung und Erschließung vieler Strände werden die Tiere bei der Suche und beim Finden ihres Geburtsortes gestört. Sie legen keine Eier mehr ab, sodass der Nachwuchs ausbleibt.

Ein weiteres Hindernis für die Fortpflanzung sind unnatürliche Lichtquellen: Fühlen sich die Weibchen durch Straßenlaternen und Lichter in Häusern gestört, gehen sich nicht an den Strand, um ihre Eier abzulegen. Erfahren sie diese Störung in mehreren aufeinanderfolgenden Nächten, legen sie ihre Eier ins Meer, wo es nicht zur Ausbrütung kommen kann.

Schaffen es die Weibchen allerdings, ihre Eier am Strand abzulegen, dann schlüpfen immerhin aus vier von fünf Eiern Jungtiere. Diese können das Meer jedoch nur erreichen, wenn ihr natürlicher Navigations- und Orientierungssinn nicht durch künstliche Lichter gestört wird und die Tiere in die falsche Richtung laufen. Dies ist für die frisch geschlüpften Schildkröten lebensgefährlich.

An den Stränden, wo die Eier durch den Menschen bedroht sind, graben die Helfer der Lára Turtle Station die Eier aus und bringen sie nach Lára, wo sie in geschützte Strandabschnitte gelegt werden. Das Wissen darüber, dass die Bruttemperatur das spätere Geschlecht des Tieres beeinflusst, wird gezielt genutzt, um möglichst viele weibliche Tiere heranzuzüchten, damit viele Muttertiere heranwachsen können. Darüber hinaus graben die Wissenschaftler und Helfer zusätzlich Gelege aus, die das Muttertier zu nah am Wasser gegraben hat. Diese werden am gleichen Strand, an einer höher gelegenen Stelle, wieder eingegraben.

Besonders liegt es dem Projekt am Herzen, den Schutz der Schildkröten und deren Arterhaltung weiter ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und die Bevölkerung zunehmend für dieses Thema zu sensibilisieren. Deshalb betreibt das Cyprus Turtle Conservation Project eine rege Öffentlichkeitsarbeit.