Eine jüdische Gemeinde in der arabischen Welt
In Djerba gibt es eine jüdische Gemeinde, die friedlich inmitten einer arabischen Welt von Moslems existiert. Und das seit über 2.000 Jahren.
Es wird behauptet, dass die ersten Juden im Jahre 586 v. Chr. nach Djerba flüchteten. König Nebukadnezar von Babylon überfiel Jerusalem, zerstörte den Tempel Salomons und siedelte das jüdische Volk aus. Um der Gefangenschaft zu entkommen, machten sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat, die sie in Meninx, dem heutigen Djerba, fanden. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sie erst 600 Jahre später, nach der Tempelzerstörung des Titus, nach Nordafrika kamen. Sie siedelten in El Kantara. Dort erinnern jedoch nur noch kümmerliche Reste an eine ehemalige Synagoge.
In der damaligen Zeit wurde der Ort Hara Sghira gegründet, der heute Erriadh genannt wird. Die Juden bauten dort eine Synagoge mit dem Namen La Ghriba, was soviel heißt wie „die Wunderbare“, aber auch die Bedeutung „die Fremde“ hat.
Viele Legenden ranken sich um diese Synagoge: Eine sagt, dass genau auf jenem Fels einst ein Meteorit eingeschlagen sein soll – ein heiliger Stein von dem zerstörten Tempel aus Jerusalem.
Die Synagoge steht für Besucher, außer an jüdischen Feiertagen, jederzeit offen und beherbergt die älteste Thora der Welt. Die gegenüberliegende Karawanserei nimmt Pilger auf und bietet gelehrten Denkern Obdach. Dieses hier selbstverständliche, friedliche Nebeneinander arabischer und jüdischer Welten, spricht für Djerba und deren Bewohner.
Auch heute ist die jüdische Kultur auf der Insel immer noch präsent. Die Zahl der Juden nimmt allerdings langsam ab, da viele in ihr Heimatland Israel zurückkehren. Die von den Juden bewohnten Siedlungen, welche sich südlich von Houmt Souk befinden, heißen Hara Kbira und Hara Sghira (das große und kleine Ghetto).