Abwechslungsreiche Artenvielfalt
Während der verschiedenen historischen Perioden gelangten unterschiedlichste Pflanzen auf die Inseln. Die Phönizier brachten Granatapfel- und Johannisbrotbäume, die Römer pflanzten Olivenbäume und die Araber hinterließen Datteln und Feigen. Die Agaven und Feigenkakteen (Opuntien) stammen aus Amerika und tragen im Spätsommer sehr leckere Früchte. Aber Achtung beim Verzehr: Anfänger haben den Mund nach der ersten Kakteenfeige oft voller winziger Stacheln.
Bereits ab Februar beginnt auf den Pityusen der Vorfrühling: Die berühmte Mandelblüte verwandelt Ibiza – vor allem den Nordwesten – in ein weißes Blütenmeer. Ab März folgt dann die Pfirsichblüte und die Orangen- und Zitronenernte. Zwischen Januar und Ende Mai wachsen überall die schönsten Blumen, unter anderem über zwanzig Orchideenarten, und die Wiesen stehen in einem satten Grün. Mit dem Juni beginnt die Trockenheit, die Farbvielfalt verschwindet und das Braun und Rot der Erde dominieren. Aber auch im Sommer blühen noch Rosmarin und Thymian. Erst ab Ende September kehrt durch den langsam einsetzenden Regen das Grün als vorherrschende Farbe zurück. In den Küstenregionen des Nordens von Ibiza und auf Formenteras Halbinsel La Mola stehen noch viele Aleppokiefern. Insgesamt sind beide Inseln aber waldarm.
Dafür bescheren nun Heide, Mastix, Ginster und wilder Rosmarin den Küstenabschnitten im Juni einen aromatischen Duft. In mehreren Regionen gedeihen der typische Zedern-Wacholder und Sabinas. Aus den Sabinahölzern werden die Deckenbalken der traditionellen Fincas gearbeitet. In Küstennähe wachsen dornige Kapernsträucher, deren Knospen gerne in der ibizenkischen Küche verwendet werden. An den Sandbuchten findet man vor allem Strandhafer und -flieder sowie Disteln. Um die Salinen beider Inseln herum gedeihen nur Schilf, Binsen und so genannte Halophyten, Salz liebende Pflanzen. In Feuchtgebieten finden sich oft leuchtend blühende und duftende Oleandersträuche.
Im Norden gibt es noch vereinzelt kleinere Eichenwälder. Im Kulturland fallen besonders die knorrigen Feigen-, Affenbrot-, Mandel- und Olivenbäume auf. In der Buschlandschaft, der Macchia, findet man rosafarbene Zistrosen, Lavendel, Thymian, Rosmarin, Disteln, wilden Fenchel und Spargel.
Der erste Kontakt, den man normalerweise mit der ibizenkischen Tierwelt macht, ist ein schrilles krächzendes Geräusch, das vom ersten Tag des Urlaubs an allgegenwärtig ist. Verursacht wird es von Zikaden, drei bis vier Zentimeter großen Käfern, die überall in den Bäumen sitzen. Will man allerdings mal eines dieser Tiere zu Gesicht bekommen, verstummt das Geräusch bereits, wenn man sich nähert. Nach einer kurzen Ruhepause am frühen Abend werden die Zikaden dann von den weitaus angenehmer anzuhörenden Grillen abgelöst. Insgesamt leben weit über hundert Ameisenarten auf der Insel. Neben vielen Schmetterlingsarten, Libellen, Käfern und anderen Krabbeltieren kann man vielleicht mal auf einer Wanderung eine Gottesanbeterin oder sogar die Silberspinne entdecken. Sie ist das einzige giftige Geschöpf auf den Pityusen, wirklich gefährlich ist aber auch sie nicht.
Es gibt auf Ibiza keine Schlangen und auch sonst kommen aus der Reptilienwelt nur zwei Vertreter vor: der Mauergecko und die Pityuseneidechse. Allein von ihr gibt es allerdings über dreißig verschiedene Arten. Jede vorgelagerte Insel und jeder Küstenabschnitt hat seine eigene Spezies, die auch oft nach ihrer Herkunft benannt ist. Dem Mauergecko kann man mit etwas Glück nachts an der Hauswand, besonders gerne in der Nähe einer Lampe, bei der Jagd zusehen. Geckos gelten als Glücksbringer.
Neben einer großen Anzahl von Zugvögeln, die zu bestimmten Jahreszeiten auf der Insel pausieren, gibt es einige Arten, die ganzjährig hier leben. Am Wasser sieht man oft ganze Scharen von Möwen, und manchmal kann man in Ufernähe auch Kormorane beobachten. Auf dem Lande sieht man oft Schwalben, Meisen, Sperlinge, Wachteln, Falken und mit sehr viel Glück sogar einen Fischadler. Nachts hört man in ruhigen Gegenden oft einen Kauz rufen. Die interessantesten Vögel der Insel werden aber wohl die letzten Flamingos sein, die irgendwo tief in den Salinas leben. Es sind nur noch ca. zwanzig Tiere übrig, die unter strengem Schutz stehen. Auch eher unwahrscheinlich ist die Begegnung mit der extrem seltenen Ginsterkatze, die man als Laie erstmal von den unzähligen streunenden Hauskatzen unterscheiden können muss.
Wenn man von Kulturtieren wie Hunden, Katzen, Ziegen, Schafen und Eseln absieht, gibt es nicht besonders viele Säugetiere auf den Pityusen.
Beim Schnorcheln sieht man etliche Fische. Schriftbarsche gucken aus kleinen Höhlen, Meerbrassen schwimmen in lockeren Verbänden, knapp unter der Oberfläche sieht man die dicklippige Meeräsche, an den Felswänden taucht gelegentlich ein knallbunter Meerespfau auf. Auch Calamare und Oktopusse kann man manchmal sehen. Vorsicht vor Feuerquallen und Seeigeln – die können einem schnell den ganzen Tag vermiesen.