Lernen Sie mehr über den Alltag der Blumeninsel
Der Tourismus ist das Rückgrat der Wirtschaft Madeiras. Jährlich kommen rund 650.000 ausländische Gäste auf die Insel. Die Engländer stehen an erster Stelle, dicht gefolgt von den deutschen Besuchern. Jedoch reisen auch Festland-Portugiesen ebenso gerne auf die Insel.
Rund 15% der Madeirenser sind im Hotelgewerbe tätig, knapp ein Viertel der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft beschäftigt. Stärkste Säule der Landwirtschaft ist der Anbau von Bananen. Schon im 19. Jh. baute man sie für den Eigenbedarf an. 1911 begann der englische Reeder John Milburn Leacock mit dem Export. Stetig nahm die Anbaufläche bis Anfang der 90er Jahre mal mehr, mal weniger zu. Durch die Öffnung des Europäischen Binnenmarktes eroberte die „Dollar“-Banane aus der Karibik und Lateinamerika den Markt und schob die Madeira-Banane ins Abseits. Exportierten die Madeirenser im August 1984 noch rund 5.000 Tonnen der aromatischen Früchte, so waren es im August 1994 nur noch rund 2.000 Tonnen, also weniger als die Hälfte.
Der Weinanbau, einst eine Goldgrube, erlitt in der Vergangenheit einige Fehlschläge. Zum einen durch den eingeschleppten Mehltau und einige Jahre später durch die Reblaus (Ende 19. Jh.). Viele Bauern mussten auf andere Produkte wie Kaffee, Tabak oder Zuckerrohr umsteigen. Heute nehmen die Weinreben etwa 1.800 ha ein. Davon werden allerdings nur ca. 500 ha für Qualitätswein genutzt, der dann auch exportiert wird.
Das Zuckerrohr, damals ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, hat an Bedeutung stark verloren. Da das Klima relativ ungünstig ist, sind die Produktionskosten wegen der verlängerten Reifedauer zu hoch und der Anbau ist zu aufwendig. Schon in der Mitte des 16. Jh. war der Madeira-Zucker der brasilianischen Konkurrenz nicht mehr gewachsen. Nach dem Rückgang des Weinexportes im 19. Jh. stieg zwar der Zuckerrohranbau nochmals an, um dann aber wieder stetig zurückzugehen. Heute gibt es nur noch wenige Felder, auf denen das Rohr für die Herstellung von Schnaps (aguardente) und Sirup angebaut wird.
Die neueste Hoffnung sind Schnittblumen und Orchideen, die für den Export gezüchtet werden sollen, doch z.Zt. erfolgt dies noch ohne Verkaufsstrategie. Nicht einmal der einheimische Markt ist abgedeckt, und oft sind die aus Holland eingeführten Blumen billiger und finden immer mehr Abnehmer.
Die weitere Landwirtschaft, wie Getreide-, Kartoffel-, Gemüse- und Obstanbau, die Viehzucht und auch die Fischerei sind von untergeordneter Bedeutung. Meist wird nur der Überschuss verkauft.
Viele Madeirenser haben am Monatsende oft nur den Mindestlohn in der Tasche. Dieser liegt z.Zt. bei ca. € 350. Im Vergleich dazu liegen das Preisniveau und die Wohnungsmieten sehr hoch. Um die Familie ernähren zu können, verdienen die meisten durch Nebentätigkeiten hinzu, so z.B. mit Stickereien oder Korbflechterei. Etwa 30.000 madeirensische Frauen sticken, meist in Heimarbeit. Ein staatliches Kunsthandwerksinstitut überwacht die Qualität der Arbeiten und vergibt Prüfsiegel. Bezahlt wird nach der Anzahl der Stiche. Ein Großteil geht in den Export, vor allem nach Italien. In der Korbflechterei, die sich in Camacha konzentriert, arbeiten knapp 2.000 Menschen. Wichtigste Abnehmer sind Nordamerika, Südafrika und einige europäische Länder.