Tunesiens Hauptstadt und eine der ältesten Städte am Mittelmeer
Die tunesische Hauptstadt liegt im Nordosten des Landes am Golf von Tunis, vom Meer getrennt durch eine Lagune und den flachen Binnensee El Bahira, in dessen Mitte eine winzige Insel die Ruinen eines ehemals spanischen Kastells trägt. Direkt an der Küste befinden sich die Vorstädte La Goulette mit dem großen Hafen, der Industrieort Le Kram, der Villenvorort Karthago mit Ausgrabungsstätte und Präsidentenpalast, das malerische Künstlerdorf Sidi Bou Said und die Badeorte La Marsa und Gammarth. Sie sind mit der Stadt durch einen Damm verbunden. Tunis selbst hat über 1 Million Einwohner, im Großraum Tunis mit allen Vorstädten leben sogar über 2,3 Millionen Menschen.
Tunis zählt zu den ältesten Städten am Mittelmeer, jedoch stand die Stadt in der Antike immer im Schatten des berühmten Karthago. Schon bevor die Phönizier die tunesische Küste erreichten, war Tunis eine Berbersiedlung. Erst nach der arabischen Eroberung und Zerstörung Karthagos im 7. Jh. bekam Tunis überregionale Bedeutung. Obwohl für alle vorherigen Eroberer der Hafen wichtig war, zählte für das arabische Reitervolk mehr die günstige Lage zwischen den Binnenseen. Sie bauten im 8. Jh. die Ölbaummoschee, und der letzte Aghlabiden-Herrscher Ibrahim II verlegte 894 seinen Sitz nach Tunis. Die nachfolgenden Fatimiden (schiitisch-ismailitische Dynastie) residierten bereits wieder in Mahdia.
Im Jahr 1534 lagen die Türken zum erstenmal vor Tunis. Der Hafside El-Hassan floh und überließ die Stadt den Angreifern. Darauf landeten die Spanier im Jahr 1535 vor La Goulette, um die Türken zu vertreiben. Nach dem Sieg wurde Tunis grausam geplündert, El-Hassan erhielt unter der Oberaufsicht der Spanier sein Amt zurück. Doch vierzig Jahre später eroberte Sinan Pascha endgültig Stadt und Land für das osmanische Reich und setzte einen Statthalter ein. Für über 300 Jahre wird Tunis Hauptstadt der osmanischen Provinz und in den Bauten stark von den Türken geprägt. Auch die aus Andalusien vertriebenen Mauren brachten neue Gewerbe und Wohlstand und beeinflussten Architektur und Kunst.
1881 marschieren die Franzosen in Tunesien ein. Das Land wird französisches Protektorat, Tunis ist weiterhin Sitz der tunesischen Regierung, was es auch nach der Unabhängigkeit Tunesiens 1956 bleibt. Das Europäerviertel zwischen der Medina und dem See El Bahira – die französische Botschaft war schon 1862 vor der Stadtmauer errichtet worden – wurde ausgebaut im europäischen Stil mit breiten Boulevards, Verwaltungs- und Geschäftsgebäuden sowie Wohnanlagen im Grünen. Nach der Unabhängigkeit wanderten viele Europäer (meist Franzosen und Italiener) aus, die zuvor fast ein Viertel der Bevölkerung der Stadt ausgemacht hatten. Einen großen Bevölkerungszuwachs bekam Tunis schließlich durch die Landflucht, was zum Bau von zahlreichen Neubaugebieten führte.
Die Medina (historische Altstadt): Traditionell war eine arabische Altstadt klar nach Geschäftszweigen gegliedert, nach denen die engen, labyrinthartigen Gassen benannt sind. Die meist winzigen Räume, nachts von einem schweren Holztor verschlossen, dienen als Werkstatt und Verkaufsladen zugleich. Der Händler sitzt auf einem Teppich inmitten seiner Waren, der Mützenmacher im Souk El-Chechia kämmt das filzige, rote Modell und verkauft es zugleich. Djellabas (Kapuzenmäntel) werden in 1 x 2 m kleinen Räumen von flinken Fingern mit feinen Stickereien versehen.
Abseits der touristischen Hauptstraße bietet die Medina von Tunis dieses jahrhundertealte Bild noch immer den Touristen, daneben besitzt sie gut 700 historische Bauwerke, darunter über 100 ehemalige Paläste reicher Kaufleute und Offiziere, 200 Moscheen, gut 100 Mausoleen sowie 40 Koranschulen und ist damit einzigartig in Nordafrika.