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Die neue Inselhauptstadt

Bis sie 1852 von Arrecife abgelöst wurde, war die Stadt Teguise im Landesinneren Hauptstadt der Kanareninsel Lanzarote. Heute bildet Arrecife eine der sieben Gemeinden der Insel und hat mehr als 55.000 Einwohner – etwa die Hälfte aller Lanzaroteños.

Deutlich interessanter als ihre Architektur ist die Geschichte der Stadt:
Bereits im 15. Jahrhundert wurde Arrecife erstmals als kleiner Fischerort erwähnt. Der Name der Stadt geht auf die Arrecifes zurück, die schwarzen vulkanischen Riffs, hinter denen sich die Boote vor Piratenüberfällen verstecken konnten.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann das Wachstum Arrecifes: Die zunehmenden Hafenarbeiter und Angestellte brauchten Wohnhäuser und für den Handelsverkehr zwischen der Alten und der Neuen Welt mussten Lagerhäuser errichtet werden. Daraufhin wurde der Ort ein begehrtes Piratenziel. 1571 plünderte und zerstörte der Seeräuber Dogan das Hafenstädtchen fast völlig.

Von dem wenige Jahre später errichteten Castillo de San Gabriel auf der vorgelagerten, kleinen Insel Islote de Fermina, versprach man sich eine hohe Schutzfunktion vor Piratenüberfällen. Doch bereits 1586 landete der Pirat Morato Arraez in der Stadt und löschte sie praktisch aus. Dabei zerstörte er an dieser Stelle die erste schon 1574 erbaute Festung. Im Auftrag des spanischen Königs Philipp II. von Spanien wurde um 1590 nach Plänen von Leonardo Torriani das heutige Castillo de San Gabriel –mit Glockentürmchen und Wachhäuschen– erbaut. Es liegt direkt an der Strandpromenade und ist über eine Brücke zu erreichen. Heute beherbergt das Gebäude ein Museum mit einer archäologischen Sammlung.

Die Fußgängerzone Leon y Castillo mit ihren vielen Geschäften befindet sich genau gegenüber. Etwas nördlich von der Burg gelegen, auf der acht Meter über der Steilküste liegenden Halbinsel Cueva de Inés, steht das Castillo de San José. Der Bau wurde von König Karl III. von Spanien 1776 veranlasst. Sie wird von den Einheimischen auch Hungerburg genannt, weil die Bevölkerung nach den gewaltigen Vulkanausbrüchen auf der Insel Mitte des 18. Jahrhunderts Hunger leiden musste. Auch dieser Bau sollte nach Plänen des Bauingenieurs Alfonso Ochando die Insel vor Piratenüberfällen schützen. Da diese aber ausblieben, verlor die Hungerburg an Bedeutung.

Der Künstler und Umweltschützer César Manrique (1919–1992) verwandelte 1974 das Castillo de San José in das Haus des Museums für zeitgenössische Kunst (Museo Internacional de Arte Contemporáneo). Zu dem Museum gehören ein Restaurant mit Panoramablick über das Meer und ein großer Saal für Konzerte. Die Galerie zeigt heute Werke bedeutender spanischer Künstler, wie z.B. von Joan Miró und Manolo Millares, Óscar Domínguez und natürlich von Manrique selbst.

Mit ihrem dreischiffigen Innenraum und holzgeschnitzter Decke ist die Iglesia de San Ginés – die älteste Kirche auf Lanzarote – an der Plaza de las Palmas ein interessantes Ziel. Empfehlenswert ist auch ein Spaziergang am nahegelegenen, innerstädtische See Charco San Gines.

Ein besonderer Tipp ist das Café im neuen Gran Hotel Arrecife auf der obersten Etage. Genießen Sie Ihren Kaffee bei einem wunderschönen Ausblick über (fast) ganz Lanzarote.