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Klöster, Mönchsdörfer und Einsiedeleien

Der berühmte Berg Athos ist eine orthodoxe Mönchsrepublik auf dem östlichsten der drei Ausläufer der Halbinsel Chalkidiki. Seit 1923 ist Athos autonome Republik innerhalb des griechischen Staates, die durch einen Gouverneur und Polizeichef vertreten wird, ohne jedoch Macht ausüben zu können. Als religiöses Oberhaupt gilt der Patriarch von Konstantinopel.

Heute gibt es etwa 20 bewohnte Klöster auf dem Athos, durch die die Landzunge eine geheimnisvolle Anziehungskraft erhält. Die Mönche leben hier abgeschieden von der Zivilisation in ihrer eigenen Welt.

In der Antike galt der Heilige Berg als Fels, den der Meeresgott Poseidon während der Gigantenschlacht auf den Riesen Athos schmetterte. Die Mönche hingegen erzählen ihre eigene Legende von der Entstehung des Heiligtums:

Die Gottesmutter soll in Begleitung des heiligen Johannes auf ihrem Weg nach Zypern vor der heidnischen Insel Athos geankert haben. Als die Jungfrau an Land ging, zersprangen plötzlich alle heidnischen Statuen. Daraufhin segnete sie dieses Gebiet und erklärte, dass niemals wieder eine Frau diesen Landstrich betreten dürfe. So wird die Republik auch heute noch als „Garten der Jungfrau“ bezeichnet.

Niemand weiß genau, wann sich die ersten Mönche dort ansiedelten. Fest steht jedoch, dass im 4./5. Jahrhundert bereits Mönchsgemeinschaften oder so genannte Lavra (Einsiedlerkolonien) auf dem Berg ansässig waren, deren Zahl bis ins 15. Jahrhundert stetig anwuchs. Man berichtet in dieser Zeit von etwa 40 Klöstern mit ca. 25.000–40.000 Mönchen, die nach strengen Ordensregeln auf dem Berg Athos lebten. Nach dieser Blütezeit während des 15. Jahrhunderts nahm die Anzahl der Mönche stetig ab, wovon auch heute noch kleine verlassene Einsiedeleien und Ruinen größerer Anlagen zeugen. Es blieben aber immer genügend Mönche, um den Fortbestand der Mönchsrepublik zu gewährleisten. Heute leben auf dem Berg Athos mehr als 2.000 Mönche in 20 Klöstern, von denen 17 griechisch sind und je eines serbisch, bulgarisch und russisch.

In den Klöstern herrscht die zönobische oder gemeinschaftliche Lebensart, denn hier werden alle Tätigkeiten, wie Mahlzeiten, Arbeit oder Lithurgie, in der Gemeinschaft vollzogen. Früher gab es zusätzlich auch die idiorhythmische Lebensart, bei der jeder Mönch im buchstäblichen Sinne seinen eigenen Rhythmus bestimmte. Diese Mönche lebten in Einzelzellen, sie nahmen ihr Essen alleine ein (außer zu bestimmten Jahresfesten) und durften die Dinge behalten, die sie beim Ablegen ihres Gelübdes besaßen. Sie hatten also persönlichen Besitz, über den sie nach eigenem Ermessen verfügen konnten. Ihr Eigentum fiel erst nach ihrem Tode dem Kloster zu. Diese Ordensbrüder mussten ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Die
Gemeinschaft lieferte ihnen nur Grundnahrungsmittel (Brot, Wein, Öl). Neben den Klöstern gibt es noch einige Einsiedeleien und Siedlungen, in denen die Mönche streng isoliert wohnen.

Die Regel verlangt, dass jeder, der Mönch werden will, Bart und Haare von dem Augenblick an wachsen lässt, in dem er Athos beitritt. Meist werden die Haare zu einem Knoten gebunden. Diese Sitte ist nicht spezifisch für den Berg Athos, denn auch alle anderen Popen in Griechenland tragen lange, zum Knoten geschlungene Haare. Der Brauch, die Haare wachsen zu lassen, geht auf die alten Wüstentraditionen der Anachoreten (Mönche frühchristlicher Zeit) zurück, die in strenger Askese lebten. Kopfhaar und Bart wachsen zu lassen war für sie ein Mittel, ihren Bruch mit dem weltlichen Leben und die Reinheit ihrer Seele zu bekunden. Später wurde dieses frühe Vorbild zur Regel im christlichen Klosterleben erhoben.

Es ist nicht einfach, Zutritt zum Berg Athos zu erlangen: Frauen und Kindern ist das Betreten generell untersagt. Männer benötigen eine schwer erhältliche Sondergenehmigung des Pilgerbüros, die eigens beantragt werden muss und nicht jedem gewährt wird, denn pro Tag gewähren die Mönche nur 10 nicht-orthodoxen Pilgern Einlass. Die Ein- und Ausreise ist lediglich auf dem Seeweg gestattet. Dieses veraltet anmutende Reglement ist auf die Bulle von Kaiser Konstantin Monomachos aus dem Jahre 1060 zurückzuführen, die bis auf den heutigen Tag Gültigkeit hat. Diese Bulle verbietet nicht nur Frauen und Kindern, sondern auch Eunuchen und weiblichen Tieren den Zutritt zum Berg Athos.

Diese mystische Welt, die dem Druck der Türken, des Vatikans und anderer weltlicher und religiöser Mächte standhielt, besteht heute noch wie ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit fort, hier am Rande der Zivilisation – am Heiligen Berg Athos.