Von Phöniziern, Karthagern, Römern, Arabern und Katalanen

Die Griechen kamen schon im 8. Jh. v. Chr. nach Ibiza und Formentera. Von ihnen stammt die Bezeichnung Las Islas Pitiusas – Insel der Pinien. Im Jahre 654 v. Chr., als die Phönizier beschlossen, neue Kolonien im Mittelmeer zu errichten, kamen sie nach Ibiza und gründeten die Stadt Ibossim – das heutige Eivissa. Sie waren Kaufleute und Ibiza entwickelte sich zu einer ihrer wichtigsten Handelsstationen. Die Handelsware Ibizas war das, auch als weißes Gold bezeichnete, Salz. Bis heute wird in den von den Karthagern angelegten Salzfeldern – den Salinen im Süden der Insel – aus dem Meerwasser Salz gewonnen. Die Ausgrabungen aus karthagischer Zeit, die in dem kleinen Museum von Ibiza ausgestellt sind, zeigen, dass die Karthager damals Gottheiten Vorderasiens, Ägyptens und Nordafrikas vereehrten und einen ausgeprägten Totenkult ausübten. Die punische Nekropole am Mühlenberg Puig de Molins in Ibiza Stadt gilt als eine der bedeutendsten Beerdigungsstätten. Über 4.000 in den Felsen geschlagene Grabkammern befinden sich dort.

123 v. Chr. eroberten die Römer die Balearen. Sie nannten Ibiza Ebusus und betrachteten es nicht als erobertes Land, sondern erhoben es zum Mitglied ihres Machtsystems. Der Handel erfuhr einen Aufschwung, da sich mit der Eingliederung ins Römische Reich das Absatzgebiet vergrößert hatte. Das Kunstschaffen dagegen verlor zunehmend an Bedeutung. Von dem, was die Römer bauten und mitbrachten, blieben kaum mehr als drei Statuen, die wie Wachen vor und hinter dem Haupttor der Stadtmauer von Ibiza stehen, sowie die Ausgrabung einer antiken römischen Siedlungsanlage auf Formentera.

Die römische Herrschaft brachte 6 Jahrhunderte lang Frieden und Reichtum, es war eine Zeit der Stabilität ohne dramatische Veränderungen und Krisen. Nach dem Untergang des Römischen Reiches im 5. Jh. wurde Ibiza zum Spielball der Mächtigen. Die Vandalenherrschaft bedeutete eine Zeit des Niedergangs und Verfalls. Nach den Vandalen folgte im Jahre 534 das Byzantinische Reich. Wieder einmal handelte es sich um eine militärische und wirtschaftliche Besetzung. Die religiöse und steuerliche Unterdrückung war jedoch weniger brutal als bei den Vandalen und die höhere Kultur der neuen Herrscher bewirkte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Ende des 7. Jh. siegten die Westgoten über die byzantinische Flotte. Trotz der häufigen Herrschaftswechsel können wir bis dahin weder von einem vandalischen, byzantinischen oder westgotischen Ibiza sprechen, sondern eher vom kontinuierlichen Niedergang des römischen Ebusus.

Zu Beginn des 9. Jh. kamen die Araber und benannten die Insel in Yebisah um. Es war eine Epoche der Ruhe und des Friedens. Sie kolonisierten die Insel und begannen eine fast 500-jährige Herrschaft. Der arabische Einfluss macht sich auch heute noch in den Bräuchen und im Inseldialekt bemerkbar, so z.B. in der Architektur, den Trachten, Tänzen und Musikinstrumenten.

Am 8. August 1235 vereinte der Katalane Guillem de Montgrí sein Heer mit dem von Pere de Portugal und dem von Nunó Sans. Gemeinsam eroberten sie Ibiza und Formentera und teilten die Inseln untereinander auf. Damit brach eine neue Epoche für diese Inseln an: Ibiza wurde unter den Katalanen zu Eivissa.

Aus der Zeit der Katalanen stammen der Kathedralenturm und die gotischen Adelshäuser auf dem Burgberg Ibizas. Die Kathedrale wurde der Heiligen Maria des Schnees – Nuestra Señora de las Nieves – geweiht. Die Katalanen schworen sich nach der Eroberung von Ibiza und Formentera eine Kirche zu bauen, die sie der Heiligen widmen wollten, deren Gedenktag dem Eroberungstag am nächsten lag. So wurde die Kathedrale, obwohl man so gut wie nie Schnee auf den Balearen anfindet, der Heiligen Maria des Schnees gewidmet.

Die Machthaber vernachlässigten die Insel und so wurde diese oft von Piraten überfallen. Im 16. Jh. geriet die Insel in das Kreuzfeuer des Hegemoniestreites zwischen der spanischen und französischen Krone und zugleich in die Auseinandersetzung zwischen Christentum und Islam. Ibiza wurde das Lieblingsziel der berbischen Korsaren, die Sklaven suchten und auf Raubzug gingen. Es wurden Wachtürme errichtet, von denen heute noch einige an Ibizas Küste an die gefährlichen Zeiten erinnern.

Der Erbfolgekrieg zu Beginn des 18. Jh. endete mit einem Sieg der kastilianischen Truppen und ihren französischen Alliierten im Jahre 1714. Die offizielle Sprache nach dieser Eroberung war das bei Hofe gepflogene Kastillan. Die zur reinen Umgangssprache der bäuerlichen und kleinbürgerlichen Bevölkerungsschichten abgewerteten katalanischen Inselsprachen traten immer mehr in den Hintergrund und waren unter Franco für Schulen und Amtsgebrauch verboten. Im Zuge der von autonomen Tendenzen gezeichneten politischen Auseinandersetzungen der späten 1970er-Jahre erfuhr das Katalanische einen weiteren Aufschwung, der durch die Erlangung des Autonomiestatus noch verstärkt wurde. Heute sind Katalan und auch Ibizeno wieder offizielle Amtssprachen.