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Gelassen in jeder Lebenslage

Die Menschen auf Teneriffa sind überwiegend offen und freundlich. Der sprichwörtliche spanische Stolz, Überheblichkeit oder Ausländerfeindlichkeit sind ihnen fremd. Geduldig und hilfsbereit bemühen sie sich um jeden Fremden. Echte Freundschaften schließen sie hingegen trotz aller Freundlichkeit nicht sehr schnell. Sie sind eher zurückhaltend anstatt aufdringlich. Emotionen bleiben in der Familie, Kinder werden mit Aufmerksamkeit und die Älteren mit Achtung bedacht.

Eine der auffälligsten Eigenschaften der Canarios ist ihre Gelassenheit in jeder Lebenslage. Sie haben alle Ruhe dieser Welt und lassen sich auch nicht von der Hektik der im An- oder Abreisestress befindlichen Urlaubsgäste anstecken. „Keine Sorge, alles wird gut, das regeln wir ganz ruhig“ („Tranquilo, no se preocupe!“). Und so regeln sie in Ruhe, was geregelt werden muss. Was jedoch nicht so wichtig ist, kann dann etwas länger dauern.

Eine spanische Gewohnheit trägt zur Stärkung der Nerven bei – die Siesta. Wo immer es möglich ist, wird täglich ab 13:00, spätestens ab 14:00 Uhr die Tür geschlossen und bis etwa 17:00 Uhr Siesta gehalten.

Obwohl überwiegend katholisch getauft, sind die Canarios keine besonders fleißigen Kirchgänger. Mehrheitlich besetzen nur ältere Frauen die Bänke sowie Kinder, die sich auf die erste Kommunion vorbereiten. Die Kirche steht zwar im Ortszentrum, nimmt aber bei den wenigstens eine zentrale Rolle ein.

Die Canarios feiern gern und ausgiebig! Ihre Fiestas dauern mindestens eine Woche inklusive der Wochenenden vor oder nach dem eigentlichen Feiertag. Den Festtagskalender bestimmt, allerdings sehr großzügig ausgelegt, der Kirchenkalender.

Die Guanchen geben viele Rätsel auf
Glaubt man den Berichten spanischer Eroberer, waren die Guanchen, die Ureinwohner der Kanarischen Inseln, groß, blond und blauäugig. Jüngere Untersuchungen von Mumien belegen hingegen, dass es zwei Typen auf Teneriffa gab, den blonden im Nordteil der Insel und einen dunkelhaarigen mit Hauptsiedlungsgebiet im Süden.

Die Frage, warum und woher die Guanchen auf die Kanaren kamen, erhitzt regelmäßig die Gemüter. 1992 fand man ein Indiz dafür, dass zumindest ein Teil der Guanchen Nachkommen des Berberstammes Zanata war. Ein Stein mit einer entsprechenden Gravur wurde auf Teneriffa gefunden und man weiß inzwischen, dass es unter den Berbern auch hellhäutige und blauäugige Menschen gab. Weder die Zanata noch die Guanchen bauten Schiffe. Vermutlich verschleppten die Römer vor knapp 2.000 Jahren den als aufrührerisch bekannten nordafrikanischen Stamm hierher. Aber auch diese Erklärung vermag nicht alle Zweifel aufzuräumen, denn andere Funde deuten auf eine Besiedlung bereits 500 Jahre vorher hin.

Seit 1998 ist bewiesen, dass auch die Wikinger auf die Inseln kamen. Meeresströmungen und Wind sowie die extreme Häufigkeit der Blutgruppe Null auch unter den jetzigen Bewohnern sprechen für die Besiedelung durch seefahrende Völker im Atlantik. Gibt es eine Verbindung zu Phöniziern, Karthagern oder gar zu den Mayas, wie Thor Heyerdahl in seinem Museumspark in Güímar zu belegen versucht?

Pyramidenbau, Mumifizierung und die Ähnlichkeiten noch nicht entzifferter Steinzeichen sprechen dafür. Ohnehin ist längst bekannt, dass Kolumbus nicht der erste Europäer auf dem amerikanischen Kontinent war. Aber warum brach diese Verbindung wieder ab? Man kann diesen Spekulationen noch eine weitere anfügen: Dass die Guanchen kein einheitlicher Stamm, sondern ein buntes Völkergemisch aus Gestrandeten oder solchen Seefahrern waren, die aus Freude am angenehmen Klima einfach auf Teneriffa geblieben sind.