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Hausmannskost und edle Tropfen

Die kanarische Küche
Die Gastronomie der Insel ist ein kultureller Aspekt, der den Besuchern eher weniger bekannt ist und kaum beachtet wird. Dennoch ist die Küche sehr interessant und kann demjenigen, der während des Urlaubs ab und zu auf seine gewohnte Kost bzw. auf die Angebote der internationalen Küche verzichtet, eine äußerst angenehme Überraschung bescheren.
Die kanarische Küche hat ihre Wurzeln in der schlichten, deftigen Kochweise der Bauern und Fischer, und die vielen authentischen Gewürze machen sie äußerst schmackhaft.

Gofio
Das ungewöhnlich nahrhafte, aus der Guanchenküche überlieferte Grundnahrungsmittel aus geröstetem und gemahlenem Mais, Gerste oder Weizen ist außerhalb der Kanarischen Inseln unbekannt. Das mehlartige Gofio benötigt nur wenig Flüssigkeit zum Verzehr, ist damit außerordentlich praktisch zu handhaben und viel leichter verdaulich als Brot. Noch heute ist es ein fester Bestandteil der kanarischen Küche und der Verwendung sind kaum Grenzen gesetzt. Nur das Kochen und Backen sollte man vermeiden, weil Gofio dann seine Fähigkeit zum Binden verliert.

Käse
Die Kanaren sind die Region mit dem höchsten Käseverbrauch in Spanien, 14 bis 16 kg werden pro Person und Jahr verzehrt. Fast die Hälfte dieser Menge wird auf den Inseln selbst hergestellt. Für die Herstellung wird Ziegenmilch bevorzugt, denn die beheimateten Ziegen geben viel Milch von sehr guter Qualität. Der beliebteste Käse ist der Queso fresco, ein sehr junger und frischer Käse mit einem intensiven Milchgeschmack. Es gibt ihn aber auch geräuchert, gepfeffert, mit Mandeln oder Gofio – man isst ihn pur, gebraten oder mit Obst als Aperitif.

Papas Arrugadas con Mojo
Die Schrumpelkartoffeln sind für viele die Entdeckung überhaupt. Kleine Kartoffeln werden gründlich gesäubert und dann mit Schale in reichlich Meerwasser gekocht. Das Salz setzt sich auf der Schale ab, und genauso werden die Kartoffeln dann gegessen: samt Schale und Salzkruste. Als besonders lecker gelten die kleinen Kartoffeln mit der fast schwarzen Schale und dem gelben Fleisch. Zu Papas gehört unbedingt Mojo.

Mojo
Das ist eine dicke Soße, die bei keinem kanarischen Essen fehlen darf. Klassisch ist die rote, mehr oder weniger scharfe Soße, die am besten zu Fleischgerichten passt. Die grüne, mildere Soße besteht aus vielen Kräutern und wird zu Fisch serviert.

Pucheros
Deftige Eintöpfe und Suppen sind wegen der Einfachheit der Zutaten ebenso beliebt und fast jede Stadt oder jedes Dorf hat ein eigenes Rezept. Die Zutaten sind meist ähnlich: viel Gemüse, Kartoffeln und ein Stück Speck.

Ropa vieja
Ein typischer Eintopf, der aus Resten vom Vortag zubereitet wird. Er besteht hauptsächlich aus Kichererbsen sowie Kartoffeln und Fleischresten aller Art und wird in einer deftigen Soße serviert.

Fisch
Dank des Fischreichtums des Atlantiks ist die Insel ein Paradies für Fischliebhaber und die Auswahl an Gerichten ist nahezu grenzenlos. Am schmackhaftesten ist er à la plancha (gegrillt), aber auch als Eintopf, als sogenannte Cazuela, ist er ein Genuss für den Gaumen.

Meeresfrüchte
Chipirones (kleine Tintenfische fritiert), pulpo (Fangarme des Tintenfischs) auf galizische Art oder fritiert, mejillones (Muscheln) in Zitronen- oder Knoblauchsoße, Gambas und Garnelen – all das wird in Fischrestaurants gerne auch als Vorspeise gereicht.

Conejo salmorejo
Über Nacht wird das Fleisch eines Kaninchens in eine würzige Beize gelegt und dann mit vielen Kräutern und Safran geschmort. Unbedingt versuchen!

Cordero
Lammfleisch wird hauptsächlich in Landgasthöfen serviert und kommt direkt aus dem Backofen auf den Tisch.

Frangollo
Ein Nachtisch aus Milch und Mais. Er wird mit Rosinen oder Sirup verfeinert und ist ein sehr süßer Abschluss einer Mahlzeit.

Der Inselwein
Die Weinstöcke kamen im Gepäck der spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert nach Teneriffa. Der allererste Weinstock wurde wahrscheinlich 1497 von einem Portugiesen namens Fernando de Castro gepflanzt. Die ersten Weine, die hier gekeltert wurden, waren Weißweine. Den früheren Ruhm der kanarischen Weine begründete die edle Sorte Malvasier von der Insel Kreta, die hier besonders gut gedieh. Aus ihr wurde ein fruchtig-süßer Wein mit bis zu 20% Alkoholgehalt gewonnen, der als canary sack Weingeschichte schrieb.

Im 16. und 17. Jahrhundert war er an europäischen Adelshöfen ebenso beliebt wie in den spanischen Kolonien. Teneriffa, La Palma und Lanzarote stellten nahezu ihre gesamte Landwirtschaft auf Weinanbau um, während die anderen Inseln die Lebensmittelproduktion
übernahmen.

Der Niedergang des kanarischen Weins vollzog sich schrittweise. Ab Mitte des 17. Jahrhundert importierten die Engländer aus politischen Gründen ihren Wein aus dem portugiesischen Madeira und aus Porto. Málaga und Jeréz in Südspanien stiegen mit einem ähnlichen Erzeugnis (Sherry) in den Weinhandel ein. Mit den Unabhängigkeitskriegen der spanischen Kolonien ging ein sicherer Absatzmarkt verloren. Im 19. Jahrhundert bedeutete der Befall der Weinstöcke mit Reblaus und Mehltau schließlich das Aus für den Weinexport.

Im 20. Jahrhundert kultivierten die Winzer wieder einen Teil der Weinberge. Sie pflanzten robuste, weniger edle Sorten und produzierten einfachen Tischwein für den Eigenbedarf. Mitte der 80er Jahre erlebte der Weinanbau eine neue Blüte. Auf Initiative der Inselregierung
wurde mithilfe neuer Anbaumethoden und sorgfältiger Verarbeitung wieder Qualitätswein mit der Kennzeichnung Denominaciones de Origen hergestellt. Diese Benennung ist vergleichbar mit der deutschen Bezeichnung Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.). Im Vordergrund stehen nun nicht mehr Sorten wie der schwere, süße Malvasier, sondern trockene Weiß- und kräftige Rotweine, die auf internationalen Messen bereits Auszeichnungen errungen haben. Wein aus Teneriffa ist seither im einheimischen Fachhandel zu bekommen und hat gute Aussichten, wieder exportiert zu werden, denn es handelt sich um Weine mit einem ganz besonderen Charakter, die in fünf verschiedenen Arten ausgebaut werden: tradicional, maceración, barrica, crianza und reserva.

Versäumen Sie es also nicht, einen der inseltypischen Weine zu versuchen, vielleicht zusammen mit einem köstlichen Lammbraten und Papas Arrugadas con Mojo!